Die Promotion bildet die höchste Stufe des durch die Bologna-Reform eingeführten europäischen Universitätssystems.

2006 wurde das System mit der Schaffung der Ecoles doctorales (Doktorandenkollegs) grundlegend erneuert. Diese Ecoles doctorales dienen unter anderem dazu, die Anerkennung der Abschlüsse an die europäischen Referenzrahmen anzupassen. Sie vereinen mehrere Forschungsgruppen. In diesem Rahmen werden die Doktorand*innen ausgebildet.


Voraussetzung für eine Bewerbung auf eine Stelle als Doktorand*in ist ein Masterabschluss bzw. ein gleichwertiger Abschluss. Die Promotion dauert in der Regel 3 bis 6 Jahre. Nach erfolgreicher Verteidigung der Dissertation erhält man den Doktortitel.  


Warum in Frankreich promovieren?


Jährlich werden in Frankreich 47. Mrd. Euro (2,24 % des BIP) in Forschung und Entwicklung investiert. Damit liegt das Land im OECD-Vergleich auf dem 6. Platz.  So werden 267 000 Forscher*innen sowie 75 000 DoktorandInnen pro Jahr gefördert. Dies zahlt sich aus: Frankreich zählt 61 Nobelpreisträger und das CNRS (Centre National de Recherche Scientifique) belegt den 1. Platz in mehreren Rankings der weltweit größten und innovativsten Forschungsinstitutionen (Nature Index 2015, SIR 2016 sind hierfür nur einige Beispiele).

Der Ablauf der Promotion kurz zusammengefasst

Die Promotion ist eine Ausbildung in der Forschung, bei der man gleichzeitig Berufserfahrung sammelt. Sie umfasst folgende Komponenten:

  • Forschungsarbeiten (Labor, Forschungszentrum)
  • Verfassung und Verteidigung der mindestens 200-seitigen Dissertation
  • Etwa 150 Stunden Unterricht in den Bereichen Methodik, Kommunikation, Verfassen von wissenschaftlichen Artikeln, Sprachausbildung in Französisch, fachspezifische Kurse usw. (teils vorgegeben, teils frei wählbar).

Die verschiedenen Formen der Promotion

  • Die volle Promotion (le doctorat simple): Arbeit in einer bestimmten Forschungseinrichtung; die Einschreibung und Verteidigung der Dissertation erfolgt an einer festen Institution. Der/ die Doktorand*in wird von einem Forscher betreut und erhält nach 3 bis 6 Jahren das französische Diplom.
  • Die Promotion mit Ko-Leitung (le doctorat en co-direction): Promotion bei zwei Forschungseinrichtungen mit zwei Forschungsbetreuern. Dies ermöglicht eine internationale Kooperation (eine/r der beiden BetreuerInnen kann im Ausland tätig sein). Die Einschreibung und Verteidigung erfolgt jedoch nur an einer Universität, folglich erhält man auch nur einen Abschluss.
  • Die Promotion mit co-tutelle (Doppelbetreuung): Forschung an einer französischen und einer ausländischen Institution mit zwei ForschungsleiterInnen. Die Einschreibung erfolgt an beiden Universitäten mit einer Vereinbarung über die Kooperation. Nach der Verteidigung an einer der beiden Universitäten erhält man ein gemeinsames Diplom beider Universitäten oder zwei verschiedene Diplome. Zu den Förderungsmöglichkeiten des DAAD und der Deutsch-Französischen Hochschule.
  • Die Promotion in einem Unternehmen (le contrat CIFRE): Der französische Staat fördert Promotionen, bei denen Unternehmen mit öffentlichen Forschungseinheiten/Universitäten kooperiert. Der/die DoktorandIn erhält einen Betreuer von beiden Seiten und eine Vergütung.
  • Der Europäische Doktortitel (European Joint Doctorate): Er wurde durch das Programm „Horizon 2020“, das EU-Programm zur Finanzierung von Forschung und Innovation 2014, eingeführt. Die Promotion erfolgt in drei Einrichtungen in drei europäischen Ländern und dauert drei Jahre.  

Promotion auf Englisch

In den MINT-Fächern werden keine Französisch-Kenntnisse erfordert. Die Kommunikation mit der/m Forschungsleiter*in erfolgt auf Englisch. Während des Aufenthalts kann die/der Doktorand*in Französischkurse belegen, die Doktorarbeit kann jedoch komplett auf Englisch geschrieben und verteidigt werden. Lediglich der Abstract muss auf Französisch übersetzt werden. In Geisteswissenschaften hingegen wird oft ein gutes Französisch-Niveau gefordert (i.d.R. B1 oder B2). In den Fächern BWL, Politikwissenschaften, Kommunikation und Rechtswissenschaften hängt es von der Einrichtung ab ob die Doktorarbeit auf Englisch verfasst werden kann.