Psychologie in Frankreich studieren

Psychologie
Universität Koblenz-Landau

Möchten Sie gerne Menschen helfen? Sind Sie bereit, sich selbst kennenzulernen und zu erforschen? Ein Psychologiestudium bietet genau das.

Der Studiengang Psychologie wird vor allem von Universitäten, aber auch von zwei Hochschulen angeboten. Wer später in Deutschland arbeiten möchte, sollte allerdings wissen, dass französische Psychologiediplome nicht immer die gleichen Perspektiven eröffnen wie ein in Deutschland abgeschlossenes Psychologiestudium.

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Geistes- und Sozialwissenschaften Studium in Frankreich
Das Studium

Studium an der Universität

Das Bachelor-Studium („licence“ auf Französisch) umfasst die vier Fachbereiche der Psychologie (klinische Psychologie, Sozialpsychologie, Kognitionspsychologie, Entwicklungspsychologie). Auch Neurobiologie, Statistik und Methodologie spielen eine große Rolle. Daneben können Kurse aus verschiedenen verwandten Fächern wie Soziologie, Sprachwissenschaft, Ergonomie, Philosophie, etc. gewählt werden.

Im Anschluss an den Bachelor ist ein zweijähriger Master notwendig, um den Titel des Psychologen zu erhalten. Die Spezialisierungsmöglichkeiten auf Masterniveau sind vielfältig, so gibt es bspw. Arbeitspsychologie, Klinische Psychologie, Kognitive Psychologie, Soziale Psychologie, Psychologie des Kindes, Psychologie mit Schwerpunkt Kriminologie und vieles mehr.

An den französischen Universitäten gibt es theoretisch kein Numerus Clausus für den Bachelor, aber an einigen Universitäten kann die Zahl der Bewerber*innen die Aufnahmekapazitäten bei weitem übersteigen. Daher kann es sein, dass einige Bewerber*innen am Ende des Aufnahmeverfahrens keinen Studienplatz erhalten. Die Masterstudiengänge in Psychologie sind dagegen selektiv, und ein abgeschlossener Bachelor in Psychologie berechtigt nicht automatisch zur Aufnahme in einen Masterstudiengang.

 

Studium an den Hochschulen

Die beiden Hochschulen unterscheiden sich in den Einschreibungsbedingungen und Studiengängen, haben aber beide einen exzellenten Ruf und vergeben nach einem fünfjährigen Studium den staatlich anerkannten Titel des Psychologen.

EPP Paris und Lyon – (Ecole des Psychologues Praticiens) (Privatschule, die zum Institut Catholique de Paris gehört).

Es gibt eine Aufnahmeprüfung im ersten Jahr (nach dem Abitur) oder im zweiten Jahr (für alle, die an der Universität schon zwei Jahre Psychologie studiert haben und 120 ECTS-Punkte vorweisen können). Die Ausbildung dauert fünf Jahre, ein Bachelorabschluss kann nicht erlangt werden. Die Studiengebühren liegen bei 6340 € pro Jahr.

CNAM in Paris – (Conservatoire National des Arts et des Métiers)

Im Bereich der Arbeitspsychologie (Bachelor in Sozialwissenschaften mit Spezialisierung in Arbeitspsychologie) werden vom CNAM mehrere Ausbildungen angeboten. Das CNAM ist eine staatliche Hochschule, die für die Ausbildung sowohl von Studierenden als auch von Berufstätigen gedacht ist. Die Kurse finden deshalb auch am Abend und samstags statt.

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Berufsaussichten

Welcher Beruf nach einem Psychologiestudium? – Vergleich zwischen Frankreich und Deutschland

Die Berufsbezeichnungen Psycholog*in (psychologue) und Psychotherapeut*in (psychothérapeute) sind in Frankreich und Deutschland unterschiedlich reglementiert, und sind daher nicht mit den gleichen Tätigkeiten, Rechten und Ausbildung verbunden.

Deutschland

In Deutschland sind die Berufsbezeichnungen Psycholog*in und Psychotherapeut*in nicht zu verwechseln, denn nicht alle Psycholog*innen sind Psychotherapeut*innen! Der Abschluss einer Weiterbildung zur Psychotherapeut*in ist notwendig, um Patienten zu behandeln.

Psycholog*innen sind alle, die ein (meist fünfjähriges) Psychologiestudium abgeschlossen haben. Ohne zusätzliche Weiterbildung können Psycholog*innen in der Forschung, in Personalabteilungen von Unternehmen, in Gesundheitsämtern oder Beratungsstellen tätig sein, sowie eigenständig arbeiten als Berater*in oder Trainer*in. Sie dürfen aber keine Patienten behandeln, das heißt keine Psychotherapie anbieten.

Psychologische Psychotherapeut*innen haben die Weiterbildung zur Psychotherapeut*in abgeschlossen und eine Approbation (staatliche Zulassung) erworben. Diese Zusatzausbildung der Psychotherapie findet nach einem fünfjährigen Psychologiestudium statt und dauert drei bis fünf Jahre. Sie berechtigt dazu, sich ins Arztregister eintragen zu lassen, Patienten aufnehmen und eine Berechtigung für die Abrechnung über die Krankenkasse zu erhalten.

Frankreich

Im Unterschied zu Deutschland gibt es in Frankreich keine so trennscharfe Unterscheidung zwischen Psychologie und Psychotherapie, denn eine mehrjährige Ausbildung zur Psychotherapie ist nicht nötig, um Patienten aufzunehmen.

Die Berufsbezeichnung Psycholog*in ist in Frankreich reglementiert: Wer ein fünfjähriges Psychologiestudium (Licence und Master) mit 500 Stunden Berufspraktikum absolviert hat, ist berechtigt, den Psycholog*intitel (titre de psychologue) zu verwenden. Mit diesem Titel ist es möglich, in Krankenhäusern zu arbeiten oder Patienten in freier Praxis aufzunehmen. Alle Inhaber*innen des Titels "Psychologe" dürfen sich nämlich in einer Praxis niederlassen.

Wie in Deutschland eröffnet das Studium der Psychologie zudem Berufsmöglichkeiten in vielen anderen Bereichen, wie zum Beispiel in sozialen Einrichtungen, in Personalabteilungen, im Gerichts- oder im Bildungswesen.

Psychotherapeut*in (psychothérapeute) ist ebenfalls ein reglementierter Titel, für dessen Erwerb gelten allerdings nicht dieselben Bedingungen wie in Deutschland. Diesen Titel dürfen alle Psychiater*innen verwenden, sowie alle Psycholog*innen, die eine Ausbildung zur Psychopathologie gemacht haben. In der Praxis können also viele Psycholog*innen diesen Titel benutzen, und sie brauchen dafür keine zusätzliche mehrjährige Weiterbildung.

Psychiatrie in Deutschland und Frankreich

Achtung! Psychiater*in ist sowohl in Frankreich als auch in Deutschland ein Beruf, den man nur nach einem abgeschlossenen Medizinstudium ausüben kann! Ein Psychologiestudium berechtigt auf gar keinen Fall, diesen Titel zu verwenden, selbst mit einer Weiterbildung. Im Gegensatz zu Psychotherapeut*innen mit Psychologiestudium dürfen Psychiater*innen Medikamente verordnen.

 

Wie wird das französische Psychologiestudium in Deutschland anerkannt?

Wer ein Psychologiestudium im Ausland absolviert hat, darf in Deutschland grundsätzlich ohne berufliche Anerkennung im Bereich psychologischer Dienstleistungen arbeiten, und sich mit seinem Zeugnis direkt auf dem deutschen Arbeitsmarkt bewerben. Mit französischen staatlich anerkannten Diplomen der Psychologie ist es also möglich, in Deutschland in psychologiebezogenen Bereichen zu arbeiten, wie zum Beispiel in Beratungsstellen oder Personalabteilungen.

Allerdings hängt die tatsächliche Anerkennung von Diplomen auch viel davon, welchen Wert die deutschen Arbeitgeber*innen einem französischen Diplom im Vergleich zu einem deutschen Diplom beimessen. Vor allem im Bereich der klinischen Psychologie (z.B. in Beratungsstellen oder in der Forschung) kann ein französisches Diplom die Perspektiven begrenzen, denn Psycholog*innen mit Therapeut*innenausbildung sind stärker nachgefragt.

Um Arbeitgeberinnen oder Arbeitgebern die Einschätzung der Qualifikation zu erleichtern, ist es möglich, eine Zeugnisbewertung zu beantragen. Alle Informationen zur Antragstellung, zu den Dokumenten für den Antrag, zur Gebühr und das Antragsformular befinden sich hier.

Nach einem in Frankreich absolvierten Psychologiestudium ist es ebenfalls möglich, die Heilpraktikererlaubnis zu beantragen, um Heilkunde berufsmäßig auszuüben. Diese Erlaubnis wird von den Gesundheitsämtern erteilt, und es werden daher je nach Bundesländern unterschiedliche Nachweise verlangt.

 

Kann ich mit einem französischen Psychologiestudium in Deutschland als Psychotherapeut arbeiten?

Der französische Psycholog*in- bzw. Psychotherapeut*intitel berechtigt nicht, in Deutschland Therapie anzubieten, denn Psychotherapie ist in Deutschland ein reglementierter Beruf.

Nach einem fünfjährigen Studium (Bachelor und Master) der Psychologie in Frankreich ist es auch nicht unbedingt möglich, in Deutschland die Weiterbildung zur Psychotherapeut*in zu machen.

Seit 2020 und des Inkrafttretens einer neuen Reform ist der Zugang zu dieser Weiterbildung nämlich an den Erwerb der Approbation geknüpft (vorher erfolgte diese Approbation nach erst der Zusatzausbildung). Um diese Approbation anstreben zu können, muss man ein Bachelor in Psychologie und ein Master in klinische Psychologie oder Psychotherapie abgeschlossen haben, die beide „approbationskonform“ sind. Eine Approbationsordnung legt nämlich fest, welche Inhalte zur Approbation berechtigen.

Theoretisch ist es also möglich, die Weiterbildung nach einem ausländischen Abschluss zu absolvieren, wenn die Inhalte des erworbenen Abschlusses approbationskonform sind. In der Praxis ist es jedoch höchst wahrscheinlich, dass die französischen Psychologieabschlüsse die Bedingungen für die Approbation nicht erfüllen, denn die Inhalte des Psychologiestudiums in Frankreich und in Deutschland sind sehr unterschiedlich.

Da die Reform der Psychotherapeutenausbildung erst 2020 in Kraft getreten ist, besteht noch bis 2032 eine Übergangsregelung, und wer ein Psychologiestudium vor 2020 angefangen hat, darf nach der Übergangsregelung die Approbation beantragen. In diesem Fall sind die Anforderungen für die Erteilung der Approbation nicht die gleichen, und je nachdem, welche Kurse im Laufe des Studiums belegt wurden, könnte die Anerkennung eines französischen Psychologiestudiums leichter ausfallen.

Für spezifische Fragen zur Anerkennung französischer Psychologiediplome in Deutschland kann Ihnen der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen weiterhelfen: Sie können die FAQ zur Zertifizierung ausländischer Abschlüsse auf ihrer Website nachlesen oder sich direkt mit der Abteilung Berufspolitik in Verbindung setzen.

 

Kann ich mit einem deutschen Psychologiestudium in Frankreich als Psychologe arbeiten?

Dank der Vereinheitlichung des Hochschulwesens innerhalb der Europäischen Union werden deutsche Bachelor- und Masterdiplome in Frankreich anerkannt.

Ein ausländischer (z.B. deutscher) Abschluss der Psychologie verleiht nicht automatisch das Recht, den Titel "Psycholog*in" in Frankreich zu verwenden, denn dieser reglementierte Beruf wird vom Ministerium für Hochschulbildung, Forschung und Innovation verwaltet. Es ist aber möglich, einen Antrag auf Anerkennung einzureichen, um ausländische Diplome anerkennen zu lassen und den Psycholog*intitel in Frankreich verwenden zu dürfen. Mehr Infos zu diesem Verfahren finden Sie hier.